aber he

dass es dich und mich noch gibt,
die geschichten, die ich auf servietten schrieb und hoffte,
du würdest sie verlieren, im wind aussetzen, hier ist es trocken,
hier würde es nicht auffallen, wenn sie sich in einer ecke
verfingen, wenn sie dort lägen, ein paar wochen bis der erste regen
fiele, ein kurzer sommerregen wäre es, der unsere geschichte enden ließe

aber he:
falsch gedacht, du hast sie aufgehoben, hast sie
in dein album geklebt, hast deine verse dazugeschrieben
ohne sie mir zu zeigen, hast dich meiner worte angenommen und mich
allein gelassen mit der vergangenheit, deine neue welt ist größer
wärmer schöner; aber in dieser stadt, wo ich jetzt bin, denkt man öfter
an die menschen daheim, gerade weil kein regen fällt und
die meisten papiere uns weiter folgen.

Von Wiebke Zollmann

Schreibt, übersetzt, fotografiert. Absolventin des Schweizerischen Literaturinstituts. Mentorin bei Online-Literaturmentorat. Texterin & Fotografin für The Naghash Ensemble aus Armenien