der esel

ich bin schuld dass unser esel tot auf der straße liegt
zwischen unseren häusern und denen der nachbarn
verläuft eine gasse
durch die niemand geht weil die scheißkerle schießen

die nachbarn und wir werfen uns zu was wir brauchen brot
zigaretten ich wusste dass wir noch zwei säcke mehl haben
aber die kann man nicht werfen

deshalb habe ich den esel geholt dem wir
sie auf den rücken banden

dann haben wir ihn rübergejagt mit
großem geschrei plötzlich brach es
aus uns heraus wir
trieben den esel brüllten

und die schützen begriffen
sie haben geschossen
geschossen und nicht mehr aufgehört das blut
des esels hat sich mit dem mehl vermischt
auf der straße geklebt

und unsere nachbarn haben
versucht das kadaver zu sich zu ziehen
sie haben gezogen wir geschoben

aber das mehl war längst
längst verloren

und das ist meine schuld
meine scheiß=
schuld

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Kategorisiert in Logbuch, Notizen

Von Wiebke Zollmann

Schreibt, übersetzt, fotografiert. Absolventin des Schweizerischen Literaturinstituts. Mentorin bei Online-Literaturmentorat. Texterin & Fotografin für The Naghash Ensemble aus Armenien