Denken Sie bei diesem Titel an das Matenadaran? Recht haben Sie. Aber Jerewan hat noch mehr zu bieten.

Gegenüber liegt ein künstlicher Teich, im Winter wird er zur Eislaufbahn. Immer im Blick auch die Statue von Arno Babajanian, einem armenischen Komponisten aus dem 20. Jahrhundert. Besonderes Merkmal der überlebensgroßen Figur – seine riesige Nase. Sie ist blank von den vielen Händen, die darüber streichen. Ihr – der Statue und Nase – gegenüber liegt ein unbekannterer, doch auch einmaliger Ort in Jerewan.
Die Nationale Chnko-Aper Kinderbibliothek. Sie ist in zweierlei Hinsicht etwas Besonderes in Armenien – weil sie als reine Kinderbibliothek jungen Leser kostenlosen Zugang zur Literatur bietet. Und weil, etwas verborgen im zweiten Stock, der deutsche Lesesaal untergebracht ist.
Das Gemeinschaftsprojekt des Goetheinstitut und der Kinderbibliothek umfasst rund 5000 Medien, darunter 4000 Bücher, 400 Videos/DVDs, 400 Tonkassetten und 400 CD/CD-ROMs.
Ein Raum Deutschland mit erzählende Texten, Literaturgeschichte und Sprachlernprogrammen. Gleich am Eingang steckt DIE ZEIT in einem Ständer. Dahinter deutsche Zeitschriften, Stern, Brigitte, Geo. Auf einem Tisch liegen CHIP von 2007. In einem geöffneten Kreis stehen Holztische und Stühle, hier sitzen die Leser, außer mir zwei Armenierinnen.
Zwei Mitarbeiterinnen sitzen an Computerarbeitsplätzen. Auch Filme könnte man sehen, Hörbücher hören oder deutsche Musik. Ich verliere mich in der Lektüre einer alten ZEIT – und zugegeben auch in der Brigitte. Ein Ausflug in einen Romananfang Thomas Manns.
Nach eineinhalb Stunden verlasse ich den Deutschen Lesesaal, ein nettes Kulturgemisch: Unbürokratisch undeutsch – und ein bisschen erlesbare Heimat. Das mache ich jetzt wöchentlich, Danke Goethe.