geh nach hause

du läufst noch schnell gegen eine wand
und bedeckst die platzwunde notdürftig
mit einem taschentuch das
einen leichten rotschimmer zeigt

damit die menschen dich auf der straße ansprechen:
was ist mit dir passt wie kann ich dir helfen

aber du weißt dass es nirgendwohin führen wird
dass du ein paar stunden lang schwindlig durch
die breiten innenstadtstraßen laufen wirst in
der fußgängerzone die seiten wechselnd immer
dem strom entgegen // und wenn du glück hast
packt dich jemand am arm bevor du
vor ein auto läuft – mach die augen auf

junge wie du aussiehst
geh nach hause schlaf dich aus.

Von Wiebke Zollmann

Schreibt, übersetzt, fotografiert. Absolventin des Schweizerischen Literaturinstituts. Mentorin bei Online-Literaturmentorat. Texterin & Fotografin für The Naghash Ensemble aus Armenien