Bei einem Benefiz-Konzert spielten am 4. September 2014 sieben armenische Bands im Parlamentsgarten, während im Hintergrund das Leiden der Jesiden im Irak über den Bildschirm zog. Die Stimmung war ausgelassen, ausgezeichnet.
Es waren einige der besten armenischen Rockbands, die sich für das Konzert unter dem Motto »Help Yezidis. Stop one more genocide« im Park des armenischen Parlaments eingefunden hatten. Normalerweise kosten ihre Konzerte 5-12 Euro pro Band, diesmal war der Eintritt frei. Vostan Hayots, The Bambir, Dorians, The The Beautified Project und Empiray spielten für den guten Zweck. Ein Benefiz-Konzert also – aber eines, das kein Geld generierte. Nur: Was war es dann, dieses Gute, das das Konzert bewirken sollte? Glaubte man der Moderatorin, so wollten die Bands, wolle man allgemein in Armenien die Stimme für die Yeziden erheben. Dieses Brudervolk, mit dem man gemeinsam viele Schlachten gefochten habe – jetzt wollten sich die Armenier für sie einsetzen. Man wolle zeigen, dass die Jesiden in diesem Moment nicht allein seien. Nur: Was nützt das, wenn auf einer armenischen Bühne Rockerfäuste in die Luft gereckt werden, das Publikum klatscht und singt – während im Hintergrund eine Slideshow in Dauerschleife läuft, die die Gräuel zeigt, die die Yeziden im Irak dieser Tage erleben; gern auch unter bluttriefenden Überschriften?
– Gehts euch gut?!, schrie André Simonian, Sänger von The Beautified Project in die Menge.
–Yeah!
– So geht das nicht! GEHTS EUCH GUT?!
– YEAH! WUHU!
Wenig später erklang »Butterfly«, der große Hit seiner Band, »Butterfly, butterfly in my hands you try to fly / Yes, I know it’s so sad, in two days you must die, my butterfly.« Und während er sang und das Publikum mitgröhlte, da schleppten auf den Fotos im Hintergrund Eltern ihre müden, schwachen Kinder durch die Wüste.
Am 2. September 2014 hatte der armenische Außenminister Edward Nalbandian bekannt gegeben, dass Armenien dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) 100.000 USD bereitstelle, um damit die jesidische Bevölkerung im Irak zu unterstützen. Vielleicht hätte er das Geld, das beim Benefizkonzert in Bühnentechnik, Fernsehteams und Security geflossen ist, besser auch an UNHCR geschickt.