siehst du, sagt er

siehst du die schwarzen steine, das war unsere kirche! die
mauern aus schneebedecktem tuff: eine ruine,

aber überall, wohin der wind nicht schlägt, brennen kerzen und
der hinkende mittdreißiger, den ich nach dem weg fragte,

er führt mich in den gottesauslauf, zieht mich hoch,
die letzten meter und weiter auf einen kaffee nachhaus:

zuckersüß, wir essen kekse und jogurt, die vorräte
des monats: ein fest

und andächtig lauscht man meinem toast, »auf das leben,
die freundschaft, und dass wir uns zeitlebens abmühen«¹,

was wenigstens einer, mikhas sohn nämlich, versteht, er
wiederholt es für die anderen, ihre erleichterung:

ach so, ja, wunderbar, wie die kristallenen gläser da klirren,
kein tropfen an meinen lippen: aber lächelnd sitze ich da

und überdies kommen die kinder zu mir, abwechselnd, und
proben wörter, die sie aus der schule kennen: ich

heiße, bin, bitteschojn.


¹ kettcar: am tisch

Von Wiebke Zollmann

Schreibt, übersetzt, fotografiert. Absolventin des Schweizerischen Literaturinstituts. Mentorin bei Online-Literaturmentorat. Texterin & Fotografin für The Naghash Ensemble aus Armenien