»Es gibt eine Art Literatur, die über das eigene Ich schreibt. Ich würde das eigentlich gern genau ins Gegenteil kehren, ich würde mein Ich am liebsten nur als Instrument begreifen, um Welt zu erfahren und dieses Instrument schulen, sodass ich über Empathie und über den genauen Blick möglichst viel wahrnehme, möglichst facettenreich wahrnehme und die enorme Komplexität und Diversität der Vorgänge dann tatsächlich abbilden kann. Und deswegen bin ich auch Romanautor – weil ich als Romanautor natürlich auch in andere Menschen hineinschlüpfen kann und wenn sie alle so beschaffen wären wie ich, wären das zum einen extrem langweilige Romane, aber dann hätte ich auch das Gefühl, meinen Beruf verfehlt zu haben.«
Ilija Trojanow»Er wäre, glaube ich, nicht der großartige Schriftsteller, der er ist, wenn er nicht eben doch auch das zutiefst Emotionale miterzählen würde, und ich glaube auch, dass er über sich selbst erzählt. […] Ein Roman wie EisTau, sein letztes Buch: Wenn man das liest, kann man natürlich sagen, da gehts um Klimaveränderung, um globale Erwärmung und so und es geht um den Einzelnen, der versucht, dagegen aufzubegehren und daran irgendwie zerbricht. Aber in Wahrheit geht es eben um etwas sehr Subjektives und es geht um die Verlorenheit des Menschen in der Welt, darum, wie schrecklich es ist, eigentlich nichts ändern zu können an den Dingen, die passieren und ich sehe da nicht Ilija als Mensch in dieser Figur, aber ich spüre, dass da etwas mitschwingt, was natürlich selbstverständlich auch aus seinem Herzen kommt und nur das haucht Büchern Leben ein.«
Juli Zeh
via: Ein Tag im Leben von Ilija Trojanow im Bayrischen Rundfunk