Gyumri. Ein erster Besuch

An der Metro-Station „Zoravar Andranik“ warten Marschrutki in beinahe alle Regionen Armeniens. Dabei ist das nur eine der Sammelstellen für die armenischen Kleinbusse. Meine Reise geht nach Gyumri, die zweitgrößte Stadt Armeniens. Knapp zwei Stunden benötigt unsere mit 16 Leuten auf 15 Sitzplätzen verhältnismäßig gering besetzte Marschrutka für rund 130 Kilometer in den Nordosten. Eine Fahrt kostet 1200 AMD, rund 1,40 Euro. In Gyumri angekommen empfängt mich am Straßenrand die 13-jährige Schwester einer Kollegin. Sie wohnt zusammen mit Mutter und Großmutter in einem gemütlichen Häuschen nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt. Lilit lernt an der deutschen Schule in Gyumri, einmal war sie schon in Deutschland. „Das war die beste Zeit meines Lebens!“, sagt sie und lächelt. Mit bemerkenswerter Ausdauer führt Lilit mich durch die Straßen, zeigt mir das Hausmuseum eines Schriftstellers, die Ausstellung der Bilder der Schwestern Aslamazya, das Stadtzentrum mit den herrlich alten Häuser, die in der Innenstadt noch erhalten sind.

Gymri - Ein Detail der alten Bürgerhäuser

Für die Kirchen in der Innenstadt kommen wir zu spät und genießen stattdessen den Ausklang des Tages an einem Springbrunnen mit Blick ins Grüne. Der Reiseführer und die Einwohner in Gyumri sind überzeugt: „Hier ist alles besser als in Jerewan“, leugnen lässt sich das dieser Tage nur schwerlich.

Von Wiebke Zollmann

Schreibt, übersetzt, fotografiert. Absolventin des Schweizerischen Literaturinstituts. Mentorin bei Online-Literaturmentorat. Texterin & Fotografin für The Naghash Ensemble aus Armenien